Jottge
Freitag, 29. Mrz. 2024 ..:: SAPERE AUDE :: habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen ::..

Gutmenschen

Was ist das für ein schönes Wort: Gutmensch. Ein Mensch der gut ist, dessen wesentlicher Charakterzug seine Güte ist. Diese ist so dominant, dass sie diesem Menschen zum bezeichnenden Namen wird. Ist das nicht wunderbar und erstrebenswert? Es gibt in unseren Tagen viel zu wenig Güte, viel zu wenig offene Herzen die die Sorgen und Nöte ihrer Mitmenschen wahrnehmen, erkennen und ernst nehmen und dann die richtigen Worte finden, die richtigen Dinge tun oder die richtigen Schritte einleiten.

Der deutsche Philosoph Johann Friedrich Herbart nennt als Kardinaltugenden neben der Tapferkeit, der Freiheit und der Gerechtigkeit explizit die Güte.
Albert Schweitzer schreibt: „Stetige Gütigkeit vermag viel. Wie die Sonne das Eis zum Schmelzen bringt, bringt sie Missverständnisse, Misstrauen und Feindseligkeit zum Schwinden. Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, arbeitet an den Herzen und an dem Denken der Menschen.“ (Albert Schweitzer: Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben, S. 49)
Schopenhauer bemerkt in einer Abhandlung über ‚Güte und Großmut‘: „Denn die Güte entsteht ja zuletzt dadurch, dass das bloß erkannte Leiden anderer unser Tun mehr bestimmt als der eigene Wille und sein unmittelbares Genügen.“ und weiter „Die Großmut, die Clementia, das Vergeben, das Erwidern des Bösen mit Gutem zwingt uns deshalb so ungemessenes Lob und Bewunderung ab, weil der es übt, sein eignes Wesen wiedererkennt auch in dem, welcher in ihm das seinige verkannte: und zugleich ihn von seinem Irrtum zurückbringt auf dem Wege, welcher der sanfteste und zugleich der allein sichere ist: denn dieser ist genötigt zu sich (im innersten Gefühl) zu sagen: ‚Das Wesen, das ich verletzte, war ich selbst, denn es behandelt mich wie sich selbst.‘ – Wie wenig vermag dagegen der unsichere Weg der Vorwürfe.“

All diese Worte und Gedanken im Kopf kommen nun einige daher und verwandeln diese wunderbare Eigenschaft in ein Schimpfwort, in eine Verunglimpfung von Menschen die ihrer Meinung nach aus lauter Dummheit und Einfältigkeit gut sind, Güte in die Welt tragen. Gleichzeitig erheben sie sich über diese hilfsbereiten und mitfühlenden Menschen.

Natürlich gibt es auch den typos Mensch der seine Güte, Mildtätigkeit und seinen Großmut vor sich her trägt wie eine Kompanie ihre Standarte, der seine Überzeugtheit in Arroganz und Eitelkeit münzt und als einzig gültiges Zahlungsmittel in die Waagschale wirft. Dieser, leider garnicht so seltene Mensch darf nicht gut genannt werden.